Motto 2017 – Spagat

Meine Faszination am Karate waren immer die tollen Beintechniken. Ich erinnere mich noch an meine ersten Probestunden bei uns im Dojo.

Unser Sensei Dieter Andresen hatte vor 30 Jahren gerade seine Wettkampfkarriere beendet. Seine Spezialitäten waren die Beintechniken und die totale Kontrolle. 

Prägende Erlebnisse waren z. B. im Jiyu Kumite mit Dieter von seinem hinten ausgedrehten Ushiro Ura Mawshi zum Kopf in voller Aktion getroffen zu werden, nur noch das Schnalzen an der Wange wahrzunehmen und sofort zu wissen, dass der Kampf damit beendet war.

Man sollte immer auch das trainieren, was man selbst nicht so gut beherrscht. Oft hilft es sich Ziele zu setzen, die weit über das scheinbar Erreichbare hinaus zeigen. 

In diesem Fall nur das Ende in Sicht zu haben ist sicherlich ein großer Fehler und macht das große Ziel tatsächlich unerreichbar.

Wenn wir uns den langen Weg zum Ziel aber in viele kleine, erreichbare Schritte einteilen, werden wir überrascht sein, was wir erreichen können. Das Einzige, was wir dazu benötigen ist Geduld, Kontinuität und ein Plan.

Am Anfang steht jedoch der Wunsch das Ziel, den Spagat zu erreichen. Der Plan hierzu hat sich in den letzten Monaten in meinem Kopf festgesetzt. Hierzu habe ich viel recherchiert, um unserem Anspruch, dem „Karate als Gesundheitssport“ auch in dieser Hinsicht gerecht zu werden.

Geduld ist eine Grundtugend aller Karatekas, die sich tiefer mit den Kampfkünsten beschäftigen. An der Kontinuität, der ständigen Arbeit an der Zielerreichung kann jeder Karateka durch die regelmäßige Teilnahme am Training selbst sein Maß bestimmen.

Der Plan selbst erstreckt sich, wie alle Jahresthemen über ein Jahr. Das heißt natürlich nicht, dass wir nach einem Jahr aufhören sollten, an unserem Ziel weiter zu trainieren. Vielleicht werden auch nicht alle Schüler am Ende des Jahres 2017 einen perfekten Seitspagat ausführen können. Aber der Spagat ist auch „nur“ das große Ziel. Welche Schritte werden wir auf dem Weg dahin tun?

Wichtig für alle Kampfkünstler/Sportler ist die Standfestigkeit. Die Verbindung zum Boden muß sicher und fest sein, damit wir starke Techniken ausführen können. Das gilt sowohl für Bein- als auch für Fausttechniken.

Ohne Bodenhaftung sind starke Karatetechniken nicht ausführbar. Die Kraft schöpft ein Karateka aus der Erde, dem Boden. Die Kraftübertragung geschieht über die Füße, die Beine, die Hüfte, den Rumpf in die Schultern, die Arme und die Hände oder Fäuste. Ohne sicheren Stand können wir nicht effektiv und kontrolliert schlagen. Alles geschieht über den Stand.

Voraussetzung für einen sicheren aber auch flexiblen Stand, die Möglichkeit schneller Standwechsel und die Ausführung starker Bein- und Fausttechniken ist somit die Flexibilität und Stärke unseres Unterkörpers, der Beine und der Hüfte.

Viele Übungen werden in diesem Jahr genau das trainieren. Unser Sport gibt uns dafür schon viele Anleitungen und Hinweise z. B. durch genau vorgeschriebene Stände und exakt auszuführende Bewegungsabläufe in den Techniken. Hier werden wir in diesem Jahr genauer hinschauen.

Der Spagat soll das Ziel sein. Erreichen werden wir Standfestigkeit, starke und gesunde Bewegungen, eine sichere Bodenhaftung – und vielleicht einen Spagat.

Ich freue mich auf das Training mit Euch.

Euer Ralf